Alles für Spargel, Beeren, Gemüse und Salat
CDU sagt Griesheimer Landwirten ihre Unterstützung zu
Klaus Rinecker vertrat an diesem Abend den Bürgermeister, der krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste. Er forderte die anwesenden Landwirte auf: „Benennen Sie uns Punkte, die Griesheimer Kommunalpolitiker verbessern und Einfluss ausüben können!“
Heinrich Gerhard dankte für die Einladung und schilderte zunächst die Gegebenheiten der Griesheimer Landwirtschaft. „Griesheimer Landwirtschaft stellt im bundesweiten Vergleich eine Besonderheit dar: Weder existiert eine nennenswerte Viehhaltung noch der Anbau von Getreide, Mais oder ähnlichem, wie sonst überwiegend in Deutschland. Vielmehr werden hier Sonderkulturen gezogen wie etwa Spargel, Beeren, Gemüse und Salat.“ Bei diesen wertvollen, aber besonders empfindlichen Produkten bestehe jedoch eine höhere Abhängigkeit bezüglich Wettereinflüssen und Einzelhandel. „Zieht sich die Abnahme unserer Salate oder Beeren durch einkaufsstrategische Schachzüge der vier quasi marktmonopolistischen Einzelhandelsketten in die Länge, können wir unsere Produkte nach nur wenigen Tagen unterpflügen!“, so Gerhard. Auch sei eine Absetzbarkeit nur dann gegeben, wenn die Produkte die vom Einzelhandel verbindlich vorgegebene Qualität und Größe vorweisen. Daher seien die Griesheimer Landwirte darauf angewiesen, in ausreichendem Maße zu düngen. Der Düngereinsatz dürfe aber niemals über die erforderliche Menge hinausgehen, da er sonst nicht nur unnötig die Umwelt belaste, sondern auch unwirtschaftlich wäre.
Daran anknüpfend betonte Bernd Benner, dass bei aller Beachtung der Ökonomie des Handelns auch die Ökologie ein hohes Anliegen für die Griesheimer Landwirte sei. „In 2019 haben wir 50 Hektar in Blühstreifen und Blühflächen umgewandelt. Das entspricht der Fläche von 70 Fußballfeldern!“ Und Heinrich Gerhard ergänzte: „Wir haben in den letzten Jahren den Zwischenfruchtanbau eingeführt, der dafür sorgt, dass dem Boden auch in der Nebensaison Stickstoff entzogen wird.“ Außerdem gebe es wesentlich mehr Hecken, Heckenstreifen und Bauminseln als in den Nachbargemeinden.
Probleme bereiteten leider immer wieder Konflikte mit Fußgängern und Radfahrern, wurde an dem Abend von den Landwirten berichtet. Fußgänger und Radfahrer wüssten oft nicht, dass ein großer Teil der Straßen in der Gemarkung Wirtschaftswege seien. Daher würden sie immer wieder in recht ruppiger Art und Weise Rücksichtnahme von den Landwirten einfordern, die aber tatsächlich hier bevorrechtete Nutzungsrechte für die Ausübung ihres Berufes hätten. „Eine Vorbeifahrt und zeitweise eine Verschmutzung der Wege ist leider unvermeidbar“, so Bernd Benner. Man wünsche sich hier ein größeres Verständnis der Bevölkerung.
Da es in Griesheim und Umgebung immer mehr Hunde gebe, wüchsen auch von dieser Seite die Konflikte mit der Landwirtschaft. Nicht nur Griesheimer Bürger würden zum Gassi gehen mit dem Auto auf den Wirtschaftswegen ins Feld fahren und dort vielmals so parken, dass mit den landwirtschaftlichen Maschinen kein Durchkommen mehr sei. Auch sei eine Vielzahl von Fahrzeugen mit Kennzeichen aus den Nachbarkreisen zu finden. Die Hunde hinterließen dann auf Wirtschaftswegen und Wegrändern ihre Hinterlassenschaften, die von den Besitzern oftmals nicht im Plastiksäckchen beseitigt würden. Oder sie würden im Plastiksäckchen aufs Feld geworfen oder gar an Zäune gehängt. „Die Landwirte müssen dann die Beseitigung besorgen“, empörte sich Bernd Benner. Völlig unakzeptabel und für die Menschen gesundheitsschädlich werde es, wenn die nicht angeleinten Hunde durch die angepflanzten Felder laufen und die angebauten Pflanzen verkoteten. Hagen Novotny nahm das Thema auf: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass mehr Mülleimer an zentralen Stellen aufgestellt werden. Das wird, wenn schon keine Beseitigung, so doch zumindest eine Verringerung des Problems bewirken.“
Als das Thema Düngemittel aufkam, war allen klar, dass hier Griesheimer Kommunalpolitiker nur sehr begrenzt unterstützen können. Dennoch wurden die Gespräche hier besonders engagiert und man spürte deutlich die Empörung und Verärgerung der Landwirte. Heinrich Gerhard informierte darüber, dass sich der für Griesheim zugeordnete Messpunkt in Hahn befinde. „Das Wasser fließt aber aus dem Odenwald nach Westen in den Rhein. Griesheimer Wasser kommt dort also gar nicht vorbei!“ Klaus Rinecker zeigte sich überrascht von dieser Zuordnung und kritisierte die mangelnde Transparenz von maßgeblichen Messpunkten für die Nitratwerte im Grundwasser. Er sagte zu, die Überprüfung der Messpunktzuordnung bei der zuständigen Stelle und gegebenenfalls eine Korrektur einfordern zu wollen.
Die lebhaften Diskussionen und Gespräche endeten erst am späteren Abend. Heinrich Gerhard dankte am Ende für das Interesse und die Einladung der CDU. Alle Seiten zeigten sich erfreut über den produktiven Austausch und beschlossen für die Zukunft die Fortführung der Kontakte.