Auf den Spuren des Griesheimer Bauens im Neubaugebiet Südwest

Griesheims gewachsenes Stadtbild weist eine hohe Vielfalt verschiedener Bebauungstypen aus; insbesondere in den neueren Baugebieten. Um sich gemeinsam einen bestmöglichen Überblick zu verschaffen, was vorteilhaft ist und was überdenkenswert, traf sich eine Gruppe der Griesheimer CDU-Mitglieder zu einem Rundgang durch das Baugebiet Südwest. Das Ziel war, bei zukünftigen Vorhaben, wie z.B. der Konversionsfläche, Entwicklungen zu vermeiden, die sich in der Vergangenheit möglicherweise als einschränkend oder problematisch erwiesen haben. Auch sollen typische Aspekte Griesheimer Stadtstruktur und -Gestalt besser in die neuen bzw. zukünftigen Baugebiete eingebracht werden.
 
Zunächst erläuterte Fraktionsmitglied und Architekt Christian Olaf Schmidt den gültigen Bebauungsplan „Wohngebiet Südwest“ und einige generelle und bewährte Kriterien für aus seiner Sicht gelungene Stadtgestaltung. Auch Griesheim hat ein im Laufe von Jahrhunderten gewachsenes Ortsbild mit einer typischen Gliederung der öffentlichen Räume. Ortsgemeinden entwickeln einen eigenen Stil, abhängig einerseits von regional verfügbaren Baumaterialien und -typologien, und andererseits von Erfordernissen, wie z.B. dem vorherrschenden Handwerk oder aber der Landwirtschaft. Im Laufe der Zeit stellen sich bestimmte Regeln und Regelmäßigkeiten im Bauen ein. Diese werden von der Bevölkerung auch so gewollt und auch zum Teil bewusst festgelegt; und prägen so den jeweiligen Charakter des Ortes.
 
Damit entstanden oft eine Bauweise und ein gewachsener Stadtraum, in dem die Menschen sich stets wohl gefühlt haben.
 
Wenn wir uns – um nur einige Beispiele zu nennen – die Bereiche Am Kreuz, Museum und Geleitcafe, oder auch Hofmannstraße oder Groß-Gerauer Straße vergegenwärtigen, erkennen wir hier typische und wie selbstverständlich wirkende öffentliche Räume, die Bürgern gefallen und zusagen. Spannend ist für uns die Erkenntnis, dass der „Gebrauch“ keiner Erklärung bedarf; wir erfahren den Stadtraum hier als „richtig“. Dies liegt in einer Ordnung von Material, Farbe und Maßstab, auch an einer Gleichartigkeit der Häuser; z.B. mit dem Giebel zum Straßenraum hin orientiert. 
 
Heutzutage stellen Baumärkte und Industrie eine sehr große Vielfalt an Materialien zur Verfügung. Auch entdecken Bürger auf Reisen und in Medien vielfältige Baustile und –Formen. Dadurch eröffnet sich für den einzelnen Bauherren eine viel größere individuelle Gestaltungsfreiheit als in früheren Zeiten, was von den meisten Menschen als sehr positiv empfunden wird. 
 
Wir leben in einer vielfältigen Welt und es ist das Ziel der CDU, dem individuellen Gestaltungswillen des Bauherren für sein eigenes Heim die größtmögliche Freiheit zu lassen. Bedenkenswert ist dabei, dass andererseits ein gewisses Maß an Gliederung und Struktur erforderlich ist, um sich wohlzufühlen. Das gilt für die Gestaltung innerhalb der eigenen 4 Wände, aber auch für die Planung des öffentlichen Raumes. Wenn die Gestaltungselemente harmonisch aufeinander abgestimmt sind, fühlen wir uns wohl, optische Unruhe wird vermieden. Und wir alle wissen, dass ein unmodern gewordenes Kleidungsstück einfach wieder in den Schrank gehängt werden kann. Ein Haus aber steht für viele Jahrzehnte.
 
Bei dem nun anschließenden Rundgang durch das Neubauviertel konnte die Wirkung verschiedener Baustile und der Ortsraumgestaltung von den CDU-Mitgliedern erfahren werden. 
 
Ein Beispiel ist die Position der privaten Gärten. Ein oft gewähltes Kriterium ist hier die Ausrichtung nach der Himmelsrichtung, da ein sonniger Garten meist erwünscht ist. Folgt daraus aufgrund des Straßenverlaufs, dass der Garten vor dem Haus zur öffentlichen Straße hin orientiert ist, muss der Garten jedoch optisch abgegrenzt werden, zum Beispiel durch Zäune und entsprechende Bepflanzung wie dichte Büsche oder Koniferen. Nur so kann das private „grüne Wohnzimmer“ geschützt werden.
 
Das hat zur Folge, dass eine nachbarschaftliche Kommunikation von entlang der Straße gegenüberliegenden Häusern wie etwa am Kreuz nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Legt man hingegen die Hauseingänge und Vorgärten zur Straße, kann in der offenen Umgebung leicht ein Kontakt zu den Nachbarn erfolgen. Hierfür wäre es zusätzlich förderlich, wenn an einigen Stellen im Viertel Bänke und Tische für einen spontanen Plausch von Jung und Alt zur Verfügung stehen würden.
 
In weiten Bereichen ist allerdings für die Errichtung solcher nachbarschaftlichen Kommunikationsplätze offenbar nicht genügen Raum vorhanden. Selbst eine Anpflanzung von Bäumen, die für die Verbesserung des Klimas des Wohngebietes wichtig wäre, ist kaum möglich. Denn etliche, dabei auch sehr lange Straßen, die der inneren Erschließung des Baugebiets dienen, wurden sehr schmal angelegt. Schon der Bebauungsplan sieht keine Baumpflanzung vor.
 
Schließlich kamen die Teilnehmer des Rundgangs zur Anne-Frank-Straße. Dort ist im Bebauungsplan ein Lärmschutzwall vorgesehenen, der die Bewohner des Baugebiets von den Geräuschen des benachbarten Bauernhofs schützen soll. Dieser laut Plan 4 Meter hohe Wall, wird einen erheblichen Aufwand in der Realisierung erfordern. Hier stellte sich die Idee ein, dass der Lärmschutz durch eine dichte Bepflanzung der Fläche mit Bäumen und Büschen eine wirksame und zugleich klima- und tierschutzfreundliche Alternative hätte sein können.
 
Der gemeinsame Rundgang und Austausch wurde von allen als sehr informativ und lehrreich empfunden. Die CDU Griesheim freut sich auf einen intensiven Austausch mit allen Bürgern zum Thema.